42 Zähne

Und der Haifisch Hund, der hat Zähne. 42 idealerweise.

Beim Schipperke als Scherengebiss oder auch toleriert als Zangengebiss.

Beim Schipperke (wir reden also heute nicht von einer Arbeitsrasse, die die Zähne für ihren Job zwingend benötigt; bei den Malinois hatte ich andere Ansprüche, da ist die Basis aber auch besser was die Vollzahnigkeit angeht, wobei dort die Zahnsubstanz oft miserabel ist), denn heute ist das persönlich und ich dachte, es kann durchaus mal veröffentlicht werden, was so ein typisches Züchterproblem ist, wo Wunsch und Wirklichkeit stark voneinander abweichen. Wo du anfängst, deine Anforderungen nach unten anzupassen.

Und du hasst dich dafür, aber du hast auch keine andere Möglichkeit.

Es ist jetzt kein Geheimnis, dass Zahnfehler bei Hunden keine Seltenheit sind. 42 Zähne braucht der Schipperke nicht.

P1er, die ersten Zähne hinter dem Canini (Fangzahn), haben bei dem Schipperke die Größe eines Pickels, eines Drittel Reiskorns. Welchen Sinn haben sie? Richtig, gar keine; Funktion gleich null. Selbst die Wissenschaft ist sich einig, dass sich der P1 als Domestikationsfolge langsam verabschiedet und tatsächlich werden P1-Fehler bei den meisten Rassen toleriert.

Der P2 (richtig, nach dem P1), Größe eines halben Reiskorns (gekocht ;) ). Funktion allein, richtig, keine. Funktion entsteht erst, wenn der Hund weiches Material festhalten will in Zusammenspiel mit den anderen, zum Beispiel beim Zergeln - ist dafür aber auch nicht zwingend notwendig, denn erstmal halten andere und den vollen Griff, dass die kleinen P1er und P2er eine Geige spielen würden, hat der Schipperke ohnehin nicht. 

Der M3, letzter Backenzahn unten, ca. so groß wie ein halber Kleiner Finger-Nagel, meist flach bündig im Zahnfleisch. Funktion? Richtig, keine mehr.

Was ist unverzichtbar? Die Fangzähne, die P4 oben und die P4 und M1 unten, das sind die ganz großen Backzähne, ungefähr dort, wo sich der Lefzenwinkel des Hundes befindet (Google hilft für Bilder), die Schneidezähne (da würden aber auch vier ausreichen, um sich/etwas zu beknippeln und zu pflegen).

Der Gebissschluss ist wichtig. Ein Rückbiss (zu kurzer Unterkiefer) geht oft einher mit einem schmalen Unterkiefer. Als Folge beissen oft die unteren Canini oben in den Gaumen ein. Da muss dringend gehandelt werden. Ein Vorbiss kommt beim Schipperke vor, aber nicht so schlimm, dass es ihn beeinträchtigen würde.

Ein Kreuzbiss, eine Mischung aus Schere und anderen Gebissschlussformen (schönes Wort für Galgenmännchen) kommt ebenfalls vor und ist meist unproblematisch.

Allgemein haben feine und/oder sehr kurze Kiefer oft das Problem, das mit ihnen ein Canini Engstand einhergeht oder die Zähne nicht mehr gerade in Reihe stehen, sondern schräg und quer.

Hunde mit (behobenem) Canini Engstand gehören für mich niemals in die Zucht, das nur am Rande.

So, soweit die kurze Einleitung.

Vergangenheitsform: Ich habe Glück. Meine Schipperke sind vollzahnig. Ich weiß, dass das Glück ist. Und dass es endlich ist. Das liegt u.a. daran, dass in vielen Ländern danach nicht geguckt wird. Oft wird nur der Gebissschluss beurteilt.

Ich kann mich damit arrangieren, dass ein oder zwei P1 bei Zuchtpartnern fehlen, vielleicht könnte ich sogar einen P2 verschmerzen, denn meine Hunde sind ja vollzahnig.

 

Gegenwart: Ich habe einen Hund mit fehlenden Zähnen. Mein Glück war endlich. Ich weiß warum ich einen Hund mit fehlenden Zähnen habe; ich wusste, dass genau das passieren kann und wird. Ich finde es ätzend. Ich mache mir permanent Gedanken darüber. Obwohl ich weiß, dass es wichtigeres gibt.

 

Es fehlen zwei P1 oder P2, das konnte selbst die Uniklinik nicht abschliessend beantworten nach Dental-Röntgen. Eine Anlage kann man wohl vielleicht(?) sehen, aber wer weiß schon welche. Vorweg, der Standard gibt eine Zucht damit her, es ist kein zuchtausschliessendes Kriterium. Dem Hund ist es wirklich egal, ich weiß das aus täglicher Erfahrung. ;)

Was mich masslos ärgert ist, etliche Schipperke haben fehlende Zähne. Aber keiner spricht darüber, nirgends wird es dokumentiert. Jeder züchtet fröhlich damit weiter.

Eigentlich war(!) für mich klar, dass ein Hund mit zwei fehlenden P2 für mich in der Zucht nicht in Frage kommt.  Nun hab ich das Problem, eine Anlage, P1 oder P2 fehlen, kann man nicht abschliessend sagen. Und, der Hund ist wirklich im Wesen top, optisch sehr schick und bisher auch pupsgesund.

Und ich weiß, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sonst hier in Deutschland ein Züchter den Hund deshalb aus der Zucht aussortieren würde. Selbst dann der ein oder andere nicht, wenn die restliche Qualität schlechter wäre. Von vielen anderen Ländern, in denen Schipperke in deutlich größerer Zahl als hier gezüchtet werden und die damit natürlich auch deutlich größeren Einfluss auf die Population haben, ganz zu schweigen.

Sortiere (sorry für dieses kalte Wort, das ist rein genetisch zu sehen) ich die Hündin jetzt aus, habe ich doch damit keinem einen Gefallen getan. Zumal es diese Blutführung sonst hier nicht gibt. Und ich weiß auch, dass ich für meine anderen Hündinnen nicht immer nur vollzahnige Rüden finden werde, dafür gibt es mittlerweile einfach nicht mehr genug sehr gute, um sich nur darauf fokussieren zu können. Es wird ja schon schwer werden, für die Hündin mit fehlenden Zähnen einen vollzahnigen zu finden, der es nicht nur zufällig ist.

 

Ja, ich werde -nach einigen Monaten des Grübelns- die Hündin in der Zucht einsetzen, mit vollzahnigen Rüden, mit gut gereihten Zähnen, kräftigen Kiefern und nur mit meinen Hunden, resp. der Nachzucht, von denen ich weiß, welche Zahnfehler ich dort maximal zu erwarten habe und wie die Hunde durchzahnen (auch ein nicht unerheblicher Faktor, ob man nachhelfen muss oder nicht).

Es zu ignorieren würde der allgemeinen Verschlechterung Vorschub leisten. Das kann ich mit mir nicht vereinbaren.

Einer von fünfzig Züchtern zu sein, der daraus eine Konsequenz kontra den Zuchteinsatz zieht, ist einfach blödsinnig. Ein Tropfen auf dem heissen Stein, der schneller verpufft als er fällt.

 

Also, ich bin gespannt was eure Entscheidung wäre?!

 

 

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