Ehrliche Wurfmeldung
(Vorsicht, der folgende Text kann Mütter mit Sternenkindern triggern)
 
In den meisten Zuchtvereinen hat man ab Geburt um die 10 Tage Zeit, den Wurf dem Zuchtbuchamt zu melden. In anderen aber muss man das direkt und/oder sogar innerhalb der ersten drei Tage erfolgt eine Erstbesichtigung. Die Erstbesichtigung halte ich aus Gründen der Ruhe für Mutter und Welpen und Keimeinschleppung zu dem Zeitpunkt für übertrieben. Das melden des Wurfes am Tag der Geburt halte ich für sinnvoll.
 
Man sagt 3 Tage, 10 Tage, 3 Wochen sind die kritischen Altersdaten in abnehmender Wahrscheinlichkeit was das Welpensterben angeht. Es gibt da auch Abwandlungen, aber im Groben kommt es hin.
Und es gibt doch einige Züchter die sehr glücklich darüber sind, ihre Würfe erst melden zu müssen, wenn die erste und vielleicht sogar die zweite kritische Hürde genommen sind.
Denn so kann man den schon "natürlich bereinigten" Wurf melden und hat später keine verstorbenen Welpen im Wurfabnahmeprotokoll, das man ja eigentlich dem Welpenkäufer vorlegen sollte, eingetragen.
 
Ich verfolge das seit Jahren (schon beruflich zwangsläufig) in einigen Rassen/Vereinen. Da gibt es Züchter, die haben regelmässig Würfe, bei denen Welpen versterben oder tot geboren wurden.
Und dann gibt es die (Überzahl), die noch nie einen totgeborenen hatten und bei denen noch nie einer verstorben ist (verstirbt später tatsächlich mal einer, war es vorzugsweise ein tragischer Unfall, krank war so ein Welpe natürlich nie).
 
Was denkt jetzt der unbedarfte Käufer, der sich wirklich mal die Mühe macht das zu recherchieren? Oh, der hat nie Welpen die versterben, der schon. Wer ist wohl der bessere Züchter?
Tja, leider nicht der, der ihn da mit seiner Unehrlichkeit blendet, sondern der (zumindest ehrlichere), der dazu steht, dass die Natur ihre Wege geht, ob es uns gefällt oder nicht.
 
Wir reden hier nicht von Welpen mit angeborenen Mißbildungen, die gibt es ja eigentlich gar nicht. Und wann schon steht so ein Welpe mal im Zuchtbuch? Ausser Gebissabweichungen, Hodenhochstand, im Alter von 7 bis 12 Wochen festgestellt und damit noch lange nicht in Stein gemeisselt oder Nabelbrüchen, maximal noch Knickruten und Farbfehlern, wird das einfach nicht dokumentiert. Und ich denke das liegt daran, dass die zuchtbuchführenden Vereine davon schlichtweg nur in Ausnahmefällen Kenntnis erlangen.
 
Und dann werden Geschwister davon lustig in Züchterhände verkauft OHNE die Info mitzugeben. Und der nächste fällt aus allen Wolken, ist ja aber die eine Ausnahme der das passiert und was macht er? Er schweigt auch wieder. Und so dreht sich das Rad endlos weiter.
Bis auf ein paar wenige, die ehrlich sind und dann als Züchter mit schlechter Zuchtbasis gelten und hinter vorgehaltener Hand als Nestbeschmutzer gehandelt.
 
Das sind die schwerwiegenden Fälle. Da nimmt es sich schon fast als Kavaliersdelikt in der Zucht aus, zu verschweigen, dass Hund x und y sich schon seit fünf Generationen nicht mehr ohne Hilfe fortpflanzen, dass die Mutter schon in dritter Generation keine Milch für ihre Welpen produziert, dass schon die Mutter während der Trächtigkeit mit Gestagen substituiert werden musste um ihre Würfe auszutragen, dass die Hündin unter der Geburt oder danach ihre Welpen kaputtbeisst, zum säugen gezwungen werden muss und und und...
 
Das alles ist Natur, keine Frage. Aber, es gibt auch beim Menschen gute und schlechte Eltern, Frauen, die einfach keine Kinder bekommen möchten oder auf natürlichem Wege nicht können. In der Regel würde sie auch niemand zwingen. Kümmert sich eine menschliche Mutter nicht um ihr Kind, käme wirklich niemand auf die Idee zu sagen, ach komm, krieg doch noch ein Kind, es sieht ja ganz niedlich aus und wird bestimmt mal schön, sportlich, intelligent oder beruflich besonders erfolgreich. Oder naja, drei Kinder, die nicht lebensfähig waren - probier doch einfach noch ein paarmal.
Insofern steht es uns schon so ein bisschen frei, die Natur auch mal positiv anzunehmen und ihre Ansagen zu beachten. Wir mischen uns beim züchten sehr stark ein und ich finde, man sollte die natürlichen Grenzen erkennen können und vor allem auch respektieren.
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