Gewalt in der Hundeerziehung oder „der Gebrauchshund braucht das halt!“

Im Hundesport ist gerade wieder was los. Wenigstens in Finnland. Oder nee, da ist gerade eher wenig los.
Denn da ist doch tatsächlich derzeit das Ausüben des IGP-Sportes ausgesetzt.
(Bevor hier einer aufschreit: Ich weiß, dass es auch in anderen Sportarten so läuft. Bei vielen ist aber die Häufigkeit deutlich geringer und ausserdem hat es noch nie etwas besser gemacht, wenn man gesagt hat: Der hat aber auch …)

Warum? Nun ja, sagen wir mal, es wurden ziemlich unschöne Videoaufnahmen zu Hauf gefertigt und veröffentlicht. Ich will da gar nicht weiter ins Detail gehen.
Nur soviel, es waren Aufnahmen, bei denen einige optisch wirklich nicht schön waren, weil man als Kenner weiß, 1. geht auch anders, 2. führt hier zu nichts, weil der Hund keine Möglichkeit hat, es zu begreifen - aber, die bei dem Hund in dem Moment ohnehin nicht wirklich angekommen sind und somit zwar blöd aussahen und nutzlos sind, menschlich eher ähhhh, aber mehr auch nicht. Versteht nur ein Nichthundemensch oder Tut-Nix’ler nicht und regt sich damit auch zu Recht darüber auf. 

Andere Aufnahmen waren wirklich zum Ko****/verstörend - und das obwohl ich sowas schon, 1. live sehen musste, 2. weiß, dass beim Hund wirklich bei aller Liebe nicht immer alles mit Heiteitei geht.

Das heisst sicherlich nicht, dass ich meine Hunde gerne züchtige. Aber ja, wenn mir einer in die Finger hackt, dann hack ich zurück. Einmal. Und zwar so, dass es sitzt und ich es nicht nochmal diskutieren muss.
Wer macht das auch so? Wiederhole ich ja ständig und überall - die Mutterhündin.

Wann ist denn eine Einwirkung auf einen Hund überhaupt für diesen verständlich?
Nur wenn sie kurz/punktuell im direkten zeitlichen Zusammenhang kommt. Das gilt ja auch für „the good and the bad“.
Ich habe auch von denen (Idioten) noch nie jemanden gesehen, der den Hund fünf Minuten später bestätigt oder fünf Minuten lang lobend draufrumtätschelt.
Komisch, ich würde davon ausgehen, dass sie die Theorie also sehr wohl verstanden haben.

Also nochmal zum Mitbuchstabieren: Wann mache ich das? Wenn der Hund etwas unterlassen soll, was einfach aus Gründen der Menschen- oder Hundegesundheit nicht akzeptabel ist.

Wann mache ich das nicht? Wenn der Hund etwas tun soll und ich bisher zu blöd oder faul war, es ihm artgerecht beizubringen oder die Motivation für das Tun entsprechend zu verkaufen, obwohl er es kann.

Jetzt reden wir hier von HundeS-P-O-R-T.
Im Hundesport, muss man wissen, gibt es selten Preisgeld, Pokale sind meist aus Plastik und verdammt wenig Wert. 
Aber, man kann, wenn man wirklich gut abliefert, Ausbildung ziemlich teuer verkaufen, sich hierhin und dorthin einladen lassen um Workshops und Seminare zu halten und damit ganz nett sein Taschengeld aufbessern bis, in seltenen Fällen, davon ganz passabel leben.
Das betrifft aber wirklich nur ganz ganz wenige.
Züchtet man vielleicht noch selbst und läuft mit seinen eigenen Hunden gute Prüfungen, kann man auch seine Welpen besser an den Mann bringen.

Jetzt ist die moralische Frage: Rechtfertigt das so einen Umgang mit einem Lebewesen?

Ich finde, nein. Für mein Empfinden ist das ein ganz billiges Ausnutzen, des sehr sozialen und vom Mensch abhängigen Wesen Hund.
Denn der kommt, wie man auch auf den Videos sehen konnte, noch immer hilfesuchend und vertrauensvoll (und wenn ich das Wort in dem Zusammenhang schreiben muss, möchte ich brechen) zum Hundeführer zurück. Weiß er ja auch nicht, dass dieser Menschenmüll dazu die Anweisung gegeben oder es zumindest geduldet hat.

Ich weiß auch sehr wohl, dass es ganz schwer ist, ein Standing zu haben und sich gegen solche Ratschläge zu behaupten. Mir selbst ging es so, dass ich am Anfang da reingerutscht bin und mir soviel ekelhaftes Zeug tatenlos (aber immerhin mit Abscheu) angesehen habe, dass ich mich heute dafür immernoch sehr schäme!
Mir wurde auch von den Profis geraten, dies und jenes zu tun und ich hab da auch ein sehr unschönes Ding am Hund getan. Aber ich hab mir nach der Aktion, nachdem ich meinen Hund zum Auto brachte und es -natürlich- nicht den gewünschten Erfolg hatte, geschworen, dass nie wieder zu tun.
Ich habe mich abgegrenzt und gesagt, ich nie wieder.
Dann habe ich es mir aber immer noch eine gute Zeit lang angesehen, mit wachsendem Widerwillen, bis ich diesen S-P-O-R-T an den Nagel gehängt habe.
Und da ging es meist um weniger. Oft war es einfach nur das Knie, das der Hund bei jedem Linkswinkel in die Fresse gerammt bekam. 
Hunde die auf der Fährte liegenbleiben, weil sie einfach nicht mehr wussten, was sie tun sollten und Angst hatten, dass einfach ALLES ein Fehler ist.
Welchen Beweis braucht man eigentlich noch, um zu merken, dass der Hund NICHTS verstanden hat und man selbst einfach zu dämlich ist einen Hund auszubilden?

Wirklich brainwashed und heute für mich unverständlich, habe ich mal eine Methode propagandiert, die da im Kern aussagt, beim Hundeführer in einer bestimmten Position ist immer eitel Sonnenschein und das Leben rosa und voller Liebe. Geht der Hund da raus, dann kann auch der Himmel über ihm zusammenfallen und um das zu untermauern, muss er das dann auch mal.

Ja Kinners, wie blöd war ich eigentlich? Ernsthaft? Kindchen, wenn du aufmerksam, brav und ruhig am Tisch sitzt, passiert nix. Aber wenn du aufstehst, dann pack ich deine Hand mal auf die heiße Herdplatte und wenn du wieder sitzt, hört der Schmerz auf …

Dann kommt gern das Argument, ja, das ist halt ein Gebrauchshund. Und dann wird über die Definition diskutiert. Und dass sie einen Kern haben sollen, und echte sein. Und überhaupt.

Wofür? Für S-P-O-R-T?
Wieviele Gebrauchshunde gehen denn heute noch in den Gebrauch, sprich Dienst?
Denn daher kommt dieser Sport ja. Da muss doch der Hund bei aller Liebe nichts beweisen und ernst meinen. 
Ja, mir gefällt diese Aggression auch. Nein, besser, sie fasziniert mich. Mich fasziniert aber auch, mit welcher Effizienz und mit welchem Willen ein Gepard oder Löwenrudel jagt. 
Ich komme aber nicht auf die Idee, mir das für meinen privaten Bereich vorzustellen. Sollen die mal da in der Savanne machen, wo es „gebraucht“ wird. 

Im Übrigen finde ich diese Art der Ausbildung schon für den Otto-Normal-Diensthund völlig übertrieben und unnötig. Hat sich jemand mal die die Einsätze genauer beleuchtet? Und die Diensthunde? Die meisten brauchen da nicht wirklich einen Kern, das sind doch Ausnahmen. Das will ja auch die Behörde meist schon gar nicht mehr. Weil die Hunde nicht dual zu führen sind, weil der Diensthundeführer sie schon gar nicht mehr regeln kann und die Kollegen nicht gefressen werden sollen. Oder der 15jährige, der einen Kiosk geknackt hat, nicht für den Rest seines Lebens gezeichnet sein soll, weil man den Hund geschickt hat.

Ich schreibe hier nicht von SEK-Hunden, die als Kamikaze irgendwo reingeschickt werden. Da wäre es übrigens auch egal, ob die sich sonst mal umdrehen, auslassen oder was auch immer.
Ausnahmen wird es immer und überall geben.

Puh … ach so, man hat dann auch gemeint, sowas sollte man doch öffentlich nicht diskutieren und noch überall teilen. So würde man sich ja selbst schlecht darstellen und den Kritikern dieses Sportes Futter liefern.
Ach, und wenn man es nicht sieht, passiert es auch nicht?
Sollte man sich nicht besser dagegen positionieren und zeigen, dass es anders geht?
Denn ich glaube doch nicht ernsthaft, dass alle mit dem gezeigten einverstanden waren?

Beispiel katholische Kirche und Missbrauch - bitte nicht veröffentlichen. Man muss ja nicht alle drauf stoßen, dass da Unsägliches passiert.

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